Der 14. Deutsche Gefahrstoffschutzpreis des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) geht in diesem Jahr an die Bomag GmbH. Das Unternehmen für Verdichtungstechnik und Straßenbau hat das „Ion Dust Shield“ für Kaltfräsen entwickelt. Damit lässt sich die Feinstaub- belastung für Maschinenführer und Anwohner um bis zu 80 Prozent reduzieren.
Feinstaub gibt es überall. Im heimischen Bereich, wenn zum Beispiel der Holzboden geschliffen oder die Badezimmerkacheln entfernt werden. Er begegnet den Menschen auch beim Gang zum Supermarkt, wenn das Straßenbett erneuert wird. Doch Feinstaub ist tückisch. Seine feinen Partikel gelangen bis tief in die Lunge und können zu schweren Erkrankungen führen. Die Bomag GmbH aus dem Gewerbegebiet Hellerwald hat ein System entwickelt, das die Feinstaubpartikel mittels elektrischer Aufladung bindet und zu grobem, ungefährlichem Staub verklumpt. Auf diese Weise wird das Risiko gesundheitlicher Folgen drastisch gesenkt.
Die ebenso einfache wie innovative Lösung überzeugte eine unabhängige Jury, die das Bundesarbeitsministerium berät. Es vergibt den Deutschen Gefahrstoffschutzpreis in diesem Jahr bereits zum 14. Mal. Die offizielle Preisverleihung fand am 29. September in Berlin statt.
An vielen Arbeitsplätzen arbeiten Menschen mit Gefahrstoffen, die die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigen können. Den Schutz vor Gefahrstoffen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Unternehmen dazu zu motivieren, Arbeitsschutz mit innovativen Lösungen mitzugestalten und zu verbessern, ist Ziel des Deutschen Gefahrstoffschutzpreises. Organisiert wird der alle zwei Jahre ausgerufene Wettbewerb des BMAS von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).
Der 13. Deutsche Gefahrstoffschutzpreis ging 2020 an die URSA Chemie GmbH aus Montabaur und die Wiesbadener Sterigenics Germany GmbH. Beide Unternehmen hatten innovative technische Lösungen zum sicheren Umgang mit Krebs erzeugenden Stoffen vorgestellt und teilten sich 10.000 Euro Preisgeld.
Einen Überblick über die Wettbewerbsthemen, Lösungen und Gewinner der bisherigen 13 Ausschreibungen gibt die BAMS-Broschüre „Neue Ideen gesucht – hervorragende Ideen gefunden“. Das Erneuern von Straßendecken zählt zu ihrem Kerngeschäft: Die Bomag GmbH aus Boppard stellt Maschinen für den Straßenbau her. Ein Gerät, das dabei zwingend benötigt wird, ist die Kaltfräse, mit der Straßendecken aufgebrochen werden.
Doch während des Fräsens und der Bearbeitung des Asphalts werden Stäube freigesetzt, darunter auch Feinstaub. Die winzigen Partikel sind gefährlicher für Lebewesen als der sichtbare Grobstaub. Um die Maschinenführer davor zu schützen, wurden diese bislang in der direkten Arbeitsumgebung abgesaugt und am Förderband der Kaltfräsen wieder hinausgeleitet. So konnte zwar die Belastung der Beschäftigten mit Feinstaub verringert werden, Passanten und Anwohner waren jedoch weiterhin dem Staub ausgesetzt, da der Feinstaub nicht unmittelbar gebunden und unschädlich gemacht wurde. An dieser Stelle kommt nun das neu entwickelte Ion Dust Shield zum Einsatz.
„Elektrostatische Abscheider für Partikel gibt es überall – in der Industrie, im Haushalt“, sagt Robert Laux, Geschäftsführer der Bomag GmbH, „aber was es noch nie gab, war ein Staubabscheider für Kaltfräsen.“ Man habe eine bekannte Technik auf eine neue Anwendung appliziert, erklärt Laux, der beim Bopparder Baumaschinenhersteller für Operations- und Qualitätssicherung verantwortlich ist: „In unserer Firmengruppe werden auch Kehrmaschinen hergestellt.
Bei diesen kommt bereits ein elektrostatischer Abscheider zum Einsatz, um Feinstaub zu binden und unschädlich zu machen.“ Um dieses Prinzip auf Kaltfräsen zu übertragen, investierte das Unternehmen zwei Jahre Entwicklungszeit. Das Ergebnis ist ein System, das direkt am Förderband in einem Kasten eingerichtet wird. Bei der Staubabsaugung werden die kleinen Partikel durch ein elektrisches Feld befördert, laden sich positiv auf und werden von dem negativ aufgeladenen Gehäuse angezogen. Auf diese Weise verklumpt der Feinstaub dauerhaft zu ungefährlicherem Grobstaub und wird mit dem Fräsgut zusammen abtransportiert.
„Die größte Herausforderung lag für uns darin, bei Anwendern und ausschreibenden Behörden das Bewusstsein zu schaffen, dass dieses System nicht nur die Arbeitenden schützt, sondern auch die Umwelt“, sagt Robert Laux, „insofern freuen wir uns sehr über die Preisvergabe und die damit verbundene Aufmerksamkeit für das System.“ Über die Verwendung des Preisgeldes habe man auch schon nachgedacht, sagt der Geschäftsführer: „Wir verdoppeln das Preisgeld und stellen es dem Verein der Freunde und Förderer der DASA, der Deutschen Arbeitsschutzausstellung in Dortmund, zur Verfügung.“
Da nicht für alle guten Ideen ein Preis verliehen werden kann, spricht das BMAS auch offizielle Belobigungen aus. Beim 14. Deutschen Gefahrstoffschutzpreis geht die Auszeichnung an die Ökopol GmbH, Hamburg, für den Beitrag des Europäischen Sozialpartnerprojekts „Reducing Respirable Crystalline Silica Dust Effectively“ („Weniger Quarzstaub auf Baustellen“). red
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